Buch: "Besatzungskinder" von Barbara Stelzl-Marx
Wien [ENA] Nicht jedes Kind, dass in die Welt geboren wird, erlebt einen freudigen Empfang, weder von der Familie, noch von der Umwelt. Das sind nicht nur Einzelschicksale, sondern eher große Züge der Menschheitsgeschichte. Die Ursachen dafür sind vielfältig, aber Kriege sind sicherlich herausragende Ereignisse, die ihr Zerstörungswerk auch in der Psyche und dem Wohlbefinden der Menschen und Gesellschaft hinterlassen.
Frauen erleiden dabei ein besonderes Schicksal. Sexualität wird im Krieg ihrer gesellschaftlichen Normen beraubt und neu definiert, Selbstbestimmung negiert und rohe Gewalt darf sich jetzt ungehindert und straffrei entfalten. Barbara Stelzl-Marx u.a. haben über die Kriegsfolgen ein Buch geschrieben und in einer Pressekonferenz vorgestellt "Besatzungskinder. Die Nachkommen alliierter Soldaten in Österreich und Deutschland " Darin haben sie sich aber auch mit den Problemen weltweit auseinandergesetzt, denn in jedem Krieg zeigt sich immer wieder das gleiche Muster. Die Geburt einer neuen Generation von Kindern, die Nachkommen der Kriegsherren sind. Wehrmachtskinder in ganz Europa, Russenkinder in Deutschland und Österreich nach dem Krieg.
"Amerasiens" im Vietnamkrieg, Kinder aus Vergewaltigungen im Bosnienkrieg oder Bürgerkriegskinder In Afrika. Sehr eingehend haben die Autorinnen die vielfältigen psychologischen und sozio-ökonomischen Probleme beschrieben, die aus dieser Situation entstehen. Stigmatisierung, Tabuisierung und Identitätssuche sind Steine, die viele dieser Kinder erst aus ihrem Leben wegräumen müssen, bevor sie im Mainstream aufgenommen werden. Barbara Stelz-Marx ist prädestiniert dafür sich mit diesem sensiblen und schwierigen Thema zu beschäftigen, denn sie ist auch Leiterin des Ludwig-Bolzmann Instituts für Kriegsfolgenforschung. Erfreulicherweise wurde sie deshalb zur Wissenschaftlerin des Jahres 2019 im Presseclub Concordia in Wien gekürt.